Ich befreite mich aus der Alkohol und Drogensucht.
Ich überlegte lange ob ich meine Gedanken und Erlebnnisse zum Thema Alkohol und meiner Drogensucht auf meiner Webseite einbauen soll. Es geht weit in mein altes Leben zurück. (Ein trockener Alkoholiker und ex Junkie Outet sich nun im Jahre 2016.) Bin trocken seit 2008.
Es ist sicherlich wichtig zu wissen, dass ich in der Schweiz schon Jahrzentelang Schwerstalkoholiker war, und ich einige Stationäre Alkoholenzüge hinter mir hatte. Langzeittherapien waren natürlich auch im Programm. Manches hielt ein paar Tage, anderes zog ich ein paar wochen durch. Doch immer wieder fiel ich ins alte Verhaltensmuster zurück. Im nachhinein denke ich, das beste was ich machen konnte war meine Auswanderung im Jahre 2007 nach Thailand, obwohl ich hier auf sehr viele Alkoholkranke Menschen wie ich selbst war traf, also war das für mich, mit meiner mitgeschleppten sucht optimal, ich viel nicht auf, im gegenteil, was gab es da für Kampftrinker-kollegen.
Eines Tages machte es jedoch klick, und ich dachte, ich lebe in einem tollen Land, habe eine liebe Ehefrau, die umgebung und die Verwandtschaft passt und ich sehe das meiste hinter einem schleier und mir fehlten öfters ganze abläufe, dass Wort Filmriss ist ja ein begriff. Das kann/darf es doch nicht sein. Am 10. August 2008 beendete ich meine Alkoholsucht, und bezeichne mich nun als trockenen Alkoholiker, da ich weiss das ich mit Alkohol nicht umgeben kann.
Kurze Vorgeschichte.
Wir waren wieder einmal zu einer Hochzeit geladen. Schon als wir da anfuhren, merkte ich gleich, oh das ist wieder ein riesen Ding, die hatten ja gleich eine Turnhalle gemietet. Vor dem Eingang wurde man von einem Profifotografen, mit dem Brautpaar zusammen, abgelichtet dann wurden wir gebeten einen Eintrag im Hochzeitsbuch zu machen, den üblichen Briefumschlag mit etwas Geld abgeben, und danach gab es ein kleines Erinnerungsgeschenk zurück.
Ja ja, ich wieder der einzige Farang (Ausländer). Wir wurden zum Tisch geleitet, direkt beim Eingang, ist ja sehr gut können sie mich gleich bemustern und wenn ich meinen Nikotinhaushalt aufbessern will optimal! Wir waren auch schon mal in der Mitte Platziert, dass ist happig, rundherum Neugierige Blicke und die Zigarettenpause,- wo und wie komme ich am unauffälligsten zum Ausgang? Ich bin ja bekennender Vielraucher. Es waren etwa 500 Leute und meine Wenigkeit zugegen.
Es waren viele Tische wo jeweils 8 Leute Platz finden und etwa 7 verschiedene Leckereien aufgetischt werden, allerdings für mich, (nur) gebratener Reis, und leckeres Gemüse das andere war wieder mal zu sehr gewürzt aber endlich mal ein Nachtisch der nicht Grottensüss war, echt so was von fein.
Natürlich standen auf dem Tisch Mineral, Soda, Wasser und Whisky. Kein Bier, also habe ich mir einige Gläser harten Stoff genehmigt.
Es ist ja üblich, dass wenn man geht, die Flasche mitnimmt (meistens der älteste am Tisch) zu Hause noch mal 2-3 grosse Gläser, natürlich Pur, ich fand das schon immer eine Schande wenn Whiskey mit Eisklumpen, Soda oder dergleichen verunreinigt wird, das Bier hatte ich ja schon am Tag aufgebraucht.
Geduld meine lieben, wir kommen dem Erlebnis näher.
Also, am nächsten Tag war eben immer noch eine knappe 1/4 volle Flasche da, und was macht ein Alki der am morgen keine feste Nahrung zu sich nehmen kann? ich müsste es nicht erwähnen, runter damit ist ein Kalorienreiches Frühstück.
NIT machte mir natürlich wieder vorwürfe (berechtigt), aber das brauchte ich nun wirklich nicht, also Bier holen beim Tante Emma Laden um die Ecke. Wie oft sagte, oder dachte ich schon, ich trinke weniger und jedes mal wenn Nit was jammerte von wegen Trinkverhalten, war es wieder ein Grund Nachschub zu holen.
Ach was schreib ich lange, am Abend war es soweit das ich lallte,…Du hast doch was von einem Wat (Tempel) erzählt wegen hilfe nicht mehr zu Trinken.
Am nächsten Tag sprach meine Ehefrau Nit mich drauf an. Ich sagte nur ruf Ang, unseren Fahrer an, wir fahren dahin. Mein damalige Leben erlaubte es uns nicht, uns ein eigenes Autozu leisten. Sie hat jedoch zuerst Ihren Bruder Lah informiert es sollten schon Zeugen dabei sein. Er sagte, er hätte erst am nächsten Tag Zeit.
Super! So kann ich also noch mal das letzte mal gas geben und hemmungslos reinschütten. Ich sagte Nit sie soll doch den Jungen anrufen der bei uns Leergut zur umweltfreundlichen wiederverwertung abholt. Er kam noch am gleichen Tag und sie teilte ihm die frohe Botschaft mit ich würde aufhören zu trinken. Er sagte, er wäre auch in diesem Tempel gewesen und streckte den Daumen mehr als einmal in die höhe, obwohl er ja einen sehr guten Altglaslieferanten verlor. Natürlich sah er auch mein abschiedsflaschen gelage und sagte NIT sie soll es am Abend vor das eingangstor stellen, er würde es dann später entsorgen, da er fand, es wäre nicht gut das leergut nach der entgiftung gleich ansehen zu müssen. Er hat dann NIT die Zeremonie erklärt und mir bildlich dargestellt, da wurde es mir schon mulmig, aber ich hatte mich entschlossen.
Am nächsten Tag, punkt 8:00 in der früh stand Ang mit seinem Tuk-Tuk vor der Türe. Natürlich herrschte auch bei ihm Freude, Dad (er nannte mich immer so) hört auf zu trinken und wiederum, sein Schwiegervater war auch in dem Tempel. Ich hatte zwar erwartet, dass er mit dem Pkw kommt, aber auch gut so, ich fahre gerne Tuk tuk. Wir mussten zuerst noch Lah, Nits Bruder, vom Reisfeld abholen, von da war es über eine Stunde fahrt ich dachte schon wie überleb ich das zurück? Ich hatte ja genug gehört wegen Übelkeit usw. (Ich denke darum kam Ang mit dem Frischluft tuk-tuk.)
So, das sollte nun der Eingang zu meinem anderen Leben sein.
Ich sah jemanden der sich überall stützend raus schlich. Sah nicht so gut aus, für einen Thai -- auffallend blass.
Ich wurde hinein gewunken. Der alte Mönch machte einen super Eindruck auf mich. Er war etwa 90 Jahre alt, aber seine Bewegungen 30 Jahre jünger und ein lächeln -- sehr schön. (Leider ist der Mönch im Jahre 2014 verstorben)
Seine 2 Helfer hatten auch eine sehr beruhigende Ausstrahlung. Nit und Ang waren an meiner Seite für Erklärungen. Die Zeugen, Nits Bruder Lah, und seine Frau blieben im Hintergrund.
Zuerst musste ich meinen Namen und Adresse in ein grosses Buch schreiben, Ang schrieb dann das ganze nochmals in Thai einer der Helfermönche machte Fotos mit dem alten Mönch und von mir 2 verschiedene, diese wurden später an die Wand gehängt.
Danach wurde der Teller mit Blumen, Kerzen und Briefumschlag mit Geld (100 Baht) rübergeschoben.
Der Mönch betete, und raffelte zugleich 3 verschiedene Wurzeln in ein Gefäss, einer der Helfer reichte ihm ein Glas und etwas Wasser. Diese Zeremonie dauerte etwa 45 Minuten, und es war sichtlich anstrengend für Ihn, denn er machte immer mal kürzere pausen, und lächelte mich dennoch an.
Er vermischte das ganze, dann reichte er es mir das Glas persönlich und Nit übersetzte mir was ich ihm Nachsprechen durfte, es war ein versprechen, dass ich 10 Jahre kein Bier, Schnaps oder allgemein Alk mehr trinken werde und eben lange und Gesund leben wolle.
Dann runter mit der unbeschreiblichen Brühe. Er legte mir noch ein gelbes Budda-armband an, und welch erstaunen er machte einen Wai und legte seine Hand auf meinen Oberarm, gar nicht üblich, ich und meine Begleiter staunten, es war das Thema auf der Heimfahrt. Die ganze Angelegenheit war für mich auch sehr anstrengend da ich einige gebrechen habe, und es mir vieles abverlangte so lange auf dem Boden zu sitzen.
Mir ging es zusehends schlechter (Körperlich) Nit, fürsorglich wie sie ist, erkundigte sich ob ich was essen wolle. NEIN! nicht mal davon sprechen.
Die Begleitung konnte es nicht lassen unterwegs bei einer Garküche noch einen Happen zu sich zu nehmen, danach weiter. Lah und seine Frau auf dem Reisfeld abladen, wir waren schon mehr als 1 Std. unterwegs. Ang, unser Fahrer, musste für kleine Jungs, ich konnte mich auch nicht mehr zurückhalten und musste mich schrecklich übergeben. Ang deutete auf seine Rücklichter, um mir mitzuteilen, wie rot mein Kopf wäre. Ich fühlte mich sehr mies, und einen kurzen Augenblick dachte ich ganz ehrlich, was habe ich mir nur dabei gedacht.
Endlich zuhause, gleich wieder übergeben, Zigarette an, schmeckt nicht wirklich, ab aufs Clo und da bin ich die nächsten paar Stunden nicht mehr runter, Eimer vor dem Gesicht, unten und oben raus. Kurz gesagt, mein Körper wurde heftig entgiftet. Und wieder den Versuch der Nikotinzufuhr 2-3 (war/bin nicht bereit aufhören zu rauchen), wieder auf den Thron so habe ich versucht die Nacht zu verbringen, mir war sterbenselend, jedoch war ich irgendwie befreit und ich bereute meinen schritt keinesfalls mehr.
Das ganze dauerte 2 Tage am 3. ging es etwas besser. Ich fühlte mich während der ganzen Tage befreit und locker --- jedoch Körperlich völlig kaputt und am Ende meiner Kräfte. Tag 4, Hurra, alles durch, ich hatte sogar Hungergefühle und die Zigaretten schmeckten wieder.
Als die Entgiftung vorbei war, hatte ich vom ersten Augenblick an nie das Bedürfnis Alkohol zu trinken, und es macht mir ebenfalls nichts aus wenn die anderen um mich herum trinken.
Eines darf ich sagen, lieber eine Entgiftung in Thailand als in der Schweiz, auch da habe ich schon welche hinter mir, die gingen allerdings bedeutend länger und waren einiges schlimmer, dass sagt mir auch das ich damals nicht wirklich bereit war, und mich selber quälte.
Diese Zeremonie durfte ich nochmals als trockener Alki erleben als wir mit unserem (ex) Schwiegersohn da waren.
Wenn jemand Lust hat zu trinken, soll er, kein Problem für mich. Was mich Nervt und auf die Palme bringt wenn mir jemand am morgen früh mit einer Alkoholfahne begegnet, und mir weismachen möchte, es wäre nur eine Ausnahme. Aus diesem Grunde hat sich mein Bekanntenkreis sehr verkleinert. Der erste Schritt besteht darin, dazu zu stehen, dass man der Alkohol-Krankheit verfallen ist.
Einige die mich kennen wissen was ich früher für ein Schluckspecht war, fast die hälfte meiner kleinen Rente gingen jeden Monat für Alkohol drauf. Es ist mir wichtig, dass ihr wisst, dass ich mich absolut nicht hervorheben möchte, weil ich es geschafft habe endlich trocken zu sein. Im Gegenteil ich möchte Euch Mut machen.
Mir geht es nun sehr gut, es geht seit 2008 auch ohne Alkohol. Mir ist bewusst das ich Alkoholiker bleiben werde jedoch einfach trocken. Mit anderen Worten: Ein Alkoholiker der sich eine Ausnahme gönnen will hängt wieder dran.(Ja, ich weiss, dieser Satz ist nun sehr verallgemeinernd geschrieben.) Ich zumindest weiss zu 100% das ich mit Alk nicht umgehen kann.
Jeder Mensch reagiert anders, aber eines haben wir alle GemeinsamWenn es wirklich der EIGENE Wunsch ist, und DU dafür bereit bist, fühlst Du Dich danach befreit und wie frisch geboren.
Nie wieder so.
Danke für Eure Zeit und entschuldigt bitte die alten schlechten Fotos.
Zum abschluss darf ein bisschen Spass nicht fehlen.
Früher, als ich noch gesoffen habe, sahen alle wenn ich betrunken war, jedoch keiner wenn ich durstig war.
Rauchfrei ein weiterer Erfolg
Ich war viele Jahrzehnte äusserst heftiger Raucher. Ich hatte schon öfters mal daran gedacht das Rauchen aufzugeben oder zu reduzieren. Zum beispiel hatte ich nur noch Tabak zum drehen gekauft, es hielt jedoch nicht lange an, denn ich überlistete mich selber und drehte jeweils einige im Voraus, was ja nicht Sinn und Zweck war. Von den vielen Jahren des Qualmens bezeichnete ich mich dann selbst als bekennender Vielraucher, so 2-3 Packete am Tag waren husch weg, vor allem an meinem neuen Wohnort Thailand wo das 20er pack Wonder/SMS rot, die mir schmeckten, nur 40 Baht (ca. 1 Euro) kosteten.
Mein Krankenhaus (Leistenbruch OP) aufenthalt Ende Januar 2017 nutzte ich gleich dazu die Entgiftung anzufangen. Klar die 3 Tage waren nicht genug jedoch habe ich einen extremen willen, wenn ich zu etwas bereit bin, und als ich nach Hause kam, gab ich die restlichen Zigaretten unserer Schwiegertochter , die mich erwartete, und mit einer kleinen Zeremonie willkommen hiess, für Ihren Mann der mich eh jedesmal anbettelte wenn er bei uns war.
Lange rede kurzer Sinn ich bin seit ende Januar 2017 Rauchfrei.
Ja es gibt heute noch Momente wo es mich anstrengt zu wiederstehen. Ich weiss jedoch das die Anfälle immer kürzer werden. Wie bei allen Süchten ist es mir bewusst das ich nicht damit umgehen kann deshalb gibt es keine Ausnahme. Ich würde wieder voll dabei sein, dass tue ich mir nicht an.
Hier meine Geschichte Jahrzehntelang im sumpf der Drogen.
Ich bin seit meiner Landung im Jahre 2007 in Bangkok "sauber" sprich Drogenfrei.
Jürg